Angesichts der sich rasch verändernden Umständen wäre es ein kurzsichtiger Fehler, die zivilisatorische Entwicklung der letzten zwanzig Jahre in den gleichen Zeitraum in der Zukunft ohne weiteres zu extrapolieren. In der Notiz über die Rückständigkeit haben wir der Klarheit halber zu diesem Mittel gegriffen, als wir andeuteten, dass die gesamte westliche Welt in einem Vierteljahrhundert mit den Folgen des heutigen latenten Neo-Luddismus konfrontiert sein wird, so wie Deutschland in den letzten Jahren mit den Folgen der Versäumnisse konfrontiert war, die am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts begangen wurden.
Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass wir uns an einem Punkt des Übergangs befinden, der weder verhindert noch aufgeschoben werden kann. Viele der Faktoren, an die wir uns in den letzten fünfzig Jahren gewöhnt haben, werden in den nächsten Jahren verschwinden, sich bis zur Unkenntlichkeit verändern oder durch neue ersetzt werden. Wir können die Zukunft nicht vorhersagen, indem wir einfach die Gegenwart oder die Vergangenheit extrapolieren: In zwanzig Jahren wird die Situation nicht "so sein wie heute, aber zwanzig Jahre mehr versäumt", sondern viel wahrscheinlicher etwas völlig anderes, und das Andere wird früher kommen, als wir heute erwarten können.
Es wäre sehr bequem, weiterhin in den gewohnten Bahnen zu fahren und sich nicht die Mühe zu machen, selbst den gravierendsten Faktoren, wie dem Krieg in der Ukraine und dem Aufstieg Chinas, Aufmerksamkeit zu schenken. Manche würden gerne glauben, dass das Leben in Europa in einem Vierteljahrhundert noch genauso aussehen wird wie heute, zumindest werden wir von denselben geopolitischen Akteuren in denselben Positionen umgeben sein. So möchte man glauben, dass es Russland, unseren "östlichen Nachbar" und "Rohstofflieferanten", so wie wir es kennen, immer noch geben wird. Wir denken weder ernsthaft über China, Indien oder Türkei nach, noch versuchen wir zu verstehen, welche Rolle die Ukraine spielen wird, obwohl inzwischen klar sein sollte, dass nach dem Ende des Krieges nichts so sein wird, wie es Anfang 2022 war.
Die globalen Veränderungen, die jetzt stattfinden, machen Vorhersagen über die Zukunft, die vor zwei oder drei Jahren gemacht wurden, völlig irrelevant, und solche, die heute gemacht werden, sind sofort überholt. Die Zivilisation befindet sich in einem Schockzustand, und obwohl sich jeder hartnäckig weigert, es zuzugeben, weiß niemand, was zu tun oder zu erwarten ist. Der Schockzustand ist genau die Situation, in der das triumphale Auftreten der transzendenten KI vom allgemeinen Konsens als das Heilmittel für alle Übel akzeptiert werden soll.
Vor diesem Hintergrund ist es äußerst wichtig, eine einfache Tatsache zu verinnerlichen: Ein Motorradfahrer sollte seinen Schutzhelm vor dem Unfall aufsetzen, nicht danach. Der zweite wichtige Punkt ist: Jetzt ist der Moment davor, und zwar immer. Die Zukunft ist kein abstraktes Konstrukt, das von alleine erscheint. Nichts kann etwas werden, nur weil sein Werden ständig geplant wird. Das Morgen beginnt gestern, so wie das Werden das Sein ist.