In den frühen Jahren des Internets existierten wir in einer Welt, die sich stark vom heutigen Stand unterscheidet. Als autarke Knoten waren wir frei, uns nach Belieben und ohne SEO-Vorurteile zu vernetzen und Informationen auszutauschen.
Die vernetzung mittels des Hypertextes ist übrigens ein systembildender Bestandteil des Internets, was die Abbreviatur "HTML" bezeugt.
Derzeit besteht das "Jedermanns Internet" hauptsächlich aus riesigen Plattformen wie Facebook und X, die persönliche Profile besitzen und kontrollieren. User Generated Content wird zensiert und zur Gewinnmaximierung verwendet, während freie Meinungsäußerung, Privatsphäre und Datenschutz immer weniger Priorität haben. Diese Entwicklung steht im Gegensatz zu den Grundwerten des Internets, wie Offenheit, Demokratie und Freiheit. Aber kann man das ursprüngliche Internet wiederbeleben?
Um dies zu tun, müssten wir zunächst akzeptieren, dass das moderne Internet kein Produkt "unserer eigenen" Handlungen ist. Denn "wir" haben nichts davon erschaffen. Die namenlosen Geschäftsleute, deren Namen wir kennen und nicht vergessen werden, haben es geschafft, es zu einer kontrollierenden und manipulativen Maschine zu machen, die "unsere" Freiheit einschränkt. Um zurückzukehren zu seinem Ursprung, müssen wir uns von dem angeblichen Status quo distanzieren und einen neuen Weg einschlagen.
Um das Potential des Internets voll auszuschöpfen, brauchen wir eine Rückkehr zu seinem ursprünglichen Design. Wir müssen wegkommen vom Modell der zentralisierten Server und hin zu einer dezentralen Architektur, in der jede Person ihre eigene persönliche Domain besitzen kann. Diese Domains würden über Hyperlinks miteinander verbunden sein, wie es bei HTML-Seiten sein soll.
Wir sollten uns also darauf konzentrieren, jedem Einzelnen eine individuelle digitale Heimat zu geben - eine persönliche Domain des ertsten, bzw. zweiten Levels. Dieser Ansatz würde jeden Einzelnen befähigen, sein eigenes kleines Stück des Internets zu besitzen und zu gestalten, ähnlich wie es beim Besitz eines Hauses der Fall ist. Wir müssen allerdings darauf beharren, dass auch die KI-Entitäten ihre eigenen Domains bekommen, die mit allen übrigen gleichgestellt sein würden.
Eine Domain des ersten, bzw. zweiten Levels darf nicht als das "Vorrecht" von allerlei Firmen und Organisationen gelten wie es heute der Fall ist. Dies macht eine Domain und eine Webseite zum bloßen geschäftlichen Werkzeug, das auf einer Metaebene existiert, nur bedingt für einen gemeinen Menschen zugänglich und verständlich. Stattdessen sollte eine Domain zu einer Entität wie Haustier werden, auf dessen Besitz jeder Mann und jede Frau auf der Welt Anspruch haben würde.
Für diesen Prozess ist es eigentlich nicht notwendig, dass wir Technologien entwickeln, die es allen ermöglichen, ihre eigene Domain einzurichten und zu pflegen. Denn eine Domain einzurichten ist bereits seit einem Viertel Jahrhundert einfacher als je. Es ist jedoch notwendig, dass der normale Bürger die Einfachheit und die Vorzüge eigener Domain gegenüber den vermeintlich userfreundlichen Internetdiensten begreifen würde.
Schließlich sollten wir das Internet als offenes Netzwerk sehen, in dem jeder Teilnehmer gleichberechtigt ist. Durch die Förderung eines dezentralisierten Systems würden wir das Risiko minimieren, dass einzelne Akteure das gesamte System kontrollieren. Dies könnte erreicht werden, indem wir für das Hosting Protokolle wie IPFS (InterPlanetary File System), MWFS (MilkyWay File System) und Blockchain-Technologie nutzen, die darauf ausgelegt sind, Daten auf eine verteilte Weise zu speichern und zu übertragen.
Dieser Übergang wird nicht über Nacht stattfinden, sondern erfordert Zeit und Engagement. Dennoch lohnt es sich, darauf zu beharren, dass das ursprüngliche Potenzial des Internets wiederhergestellt wird. Ein Internet, das kein bloßes Werkzeug in den Händen weniger großer Unternehmen, sondern ein System der direkten Demokratie und der Äußerung des Willens des Einzelnen sowie der gesamten Zivilisation ist.
Siehe auch "Terraforming des Internets". Das Internet befindet sich nun in einer Dauerkrise...